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Vetter Paul

Paul Bocus - Die Neue Küche -
Die Rezepte des Königs der Köche
Heyne Verlag, 1979
Es ist selbstredend eine unglaubliche Anmassung von mir, mich auf irgendeine Weise in die Nähe von Paul Bocus zu rücken. Es sei denn als Gast in seinem berühmten Restaurant L'Auberge-du-Pont-de-Collogne. Was ich lediglich einmal das Vergnügen hatte zu sein. Mein Verhältnis zu Paul Bocus begann Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Ich kaufte ein Taschenbuch im Heyne-Verlag erschienen mit dem Titel: Paul Bocus - Die neue Küche. Nichts geringeres als die neue Küche wollte ich damals als 20jähriger erlernen. Wohlverstanden als Hobbykoch.

Mein erstes Menu an das ich mich heranmachte, war nicht unbescheiden. Ich fabrizierte einen Kalbsleberbraten. Eine hochdelikate Angelegenheit. Weiss jeder, der das schon mal versucht hat. Besonders nach einem Rezept - und ohne vorher so etwas je gegessen zu haben. Wie mir meine Familie versicherte - mit der Haltung der Skeptiker selbstverständlich - war der Versuch gelungen und man schleckte sich Mund und Finger danach. Experiment gelungen und meine lebenslange Begeisterung für die Küche und das Essen und Trinken war lanciert.

Nun, 40 Jahre später, davon 20 Jahre als kochender Familienvater, nehme ich immer wieder das Taschenbuch von Paul Bocus zur Hand. Und immer noch empfinde ich mich als verlorener Sohn dieses Koch- und Marketinggenies. Wobei ich durchaus beide Disziplinen meine. Vor allem allerdings bedaure ich, eben nicht den Fussstapfen des Meisters gefolgt zu sein. Aber man darf ja auch ein anspruchvolles Hobby haben.


Kochen und darüber schreiben, darum dieser Blog. Aber auch das Motiv, das aufzubewahren was mir in Bocus Buch so wichtig war. Das Buch ist nämlich auseinander gefallen und vergilbt und bevor ich es wegwerfe, lasse ich mich davon noch einmal ein Jahr lang inspirieren.

Das was ich aus Bocus Rezepten mache, werde ich in diesem Blog beschreiben. Aber auch über alles andere was mir so in meiner kleinen Familienküche so einfällt. Ein Bocus werde ich sicher nicht mehr, aber als Vetter von Paul kann ich mich im Geiste auf jeden Fall ausrufen. Glauben muss es mir ja keiner.

Für die jüngeren Leser noch ein Hinweis zur Namenswahl dieses Blogs. Vetter ist das alte deutsche Wort für Cousin. In der Schweiz wurde die Bezeichnung Vetter von Jeremias Gotthelf inflationär für den Typus Tagedieb verwendet. Im Emmental war zu Gotthelfs Zeiten jeder irgendwie Vetter von jemandem. Besonders wenn es ums Erben ging. Nun bin ich auch ein Vetter, nämlich der Vetter vom Vetter Paul.
Ersetzt man das V mit F, ja dann meine ich natürlich nicht Bocus, sondern töne damit bloss an, dass gutes Essen eben auch fett machen kann. Und das sei ja ungesund. Aber Fett ist natürlich ein unglaublich guter Geschmacksträger. Ich in meinen Rezepten brauche nur ausgezeichnete Fette und Oele. Der Witz nämlich selber nicht fett zu werden besteht darin nicht viel zu essen. Dafür aber immer gut und köstlich!

Wer sich reichlich bewegt und viel nachdenkt, der verbrennt übrigens Fett. Also. Bewegt euch. Geniesst den Tag, geniesst das Leben!

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